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Als ich mich Anfang 2010 wieder an die Planung machen wollte, erreichte mich eine E-Mail von unserem alten Angelkumpel Jens: „Ob wir denn mal wieder nach Norwegen fahren, er hätte Interesse mitzukommen!“ Völlig überrascht über diese Nachricht schrieb ich zurück, dass wir demnächst buchen wollten und wir ihn gerne mitnehmen würden.

Jens ist wie wir seit Kindheit an im Angelverein, hatte sich aber bis dato nie mit dem Meeresangeln in Norwegen beschäftigt. Es wurde aber sehr schnell klar, dass er es absolut ernst meinte und er sprühte förmlich vor Tatendrang, so dass etliche E-Mails pro Tag das normale Arbeitsleben nicht gerade erleichterten…!

Zunächst einmal galt es einen Termin zu finden. Das Ziel war dagegen schon klar, ins bekannte Gebiet nach Hemnskjel an die Trondheimleia sollte es noch einmal gehen. Mit Andreas Veltrup, befreundeter ortsansässiger Guide und Betreuer von Andrees Angelreisen, hatten wir den optimalen Mann vor Ort.

Allerdings ist die eine Woche, die wir in der Vergangenheit immer gefahren sind, für unsere Unternehmungen doch ein wenig zu kurz. Wir wollten gerne mal etwas länger fahren, welches sich aber nur in der Vor- bzw. Nachsaison realisieren lassen würde. Oder…beim „Dorschfestival von Andrees Aangelreisen, welches über 10 Tage im April stattfindet. Das Dorschfestival ist das älteste und bekannteste Festival seiner Art in Norwegen. Zuerst waren wir von einem „Wettangeln“ nicht gerade begeistert, aber nach gründlicher Recherche haben wir uns doch dafür entschlossen. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist, dass alle Angler sich eigentlich nur auf der Fähre begegnen und man den Rest des Festivals unabhängig seinen Urlaub genießen kann. Es besteht also kein Zwang, an irgendwelchen Wertungsfischen oder Veranstaltungen teilzunehmen. Am Schluss wird der schwerste Dorsch mit einer Freireise zum nächsten DF belohnt und für besondere Fische gibt es noch den einen oder anderen Sachpreis. Zudem wird eine Tombola organisiert, deren Erlös behinderten Menschen zugute kommt, die mit ihren Betreuern eine Woche lang kostenlos in Norwegen fischen dürfen. Das ist eine tolle Aktion, wie wir finden! Nach kurzer Rücksprache bei AA ob noch Plätze für 2011 frei wären, wurde gebucht! Da wir noch im März 2010 waren und der Termin noch nicht feststand, hatten wir Glück und konnten uns Skansen I auf Hemnskjel für April 2011 sichern.

Ab jetzt konnten die Planungen ins Detail gehen. Und wie das bei uns so ist, werden alle Eventualitäten in Betracht gezogen. Hier entwickelten sich neben den hunderten von Abstimmungsmails auch regelmäßige „Tackle-Sichtungs-Abende“, um die wichtigsten Fragen (und der Jens hatte wahrlich viele Fragen, die wir aber gerne beantworteten) zu erläutern und aus zu diskutieren.

Im November stand dann noch der Besuch der Magdeburger Meeresangeltage auf dem Programm. Mit weniger Geld in der Tasche, aber rundum glücklich über das neu erstandene Tackle, hatten wir auch dieses Erlebnis wieder einmal hinter uns gebracht.

Tag „X“ – die Anreise zum Dorschfestival:

Nachdem wir uns von unseren Familien verabschiedet hatten wurde bei Björn gefrühstückt und dann ging es mit Zwischenstopp bei Moritz in Kaltenkirchen weiter nach Kiel. Pünktlich um 12.45 Uhr waren wir da und reihten uns in die Warteschlange der anderen Urlauber ein. Mit der Color Magic wartete bereits das imposante Schiff der Colorline, welches uns ins gelobte Land bringen sollte. Nachdem wir eingeschifft hatten bezogen wir unsere Kabine, um dann gegen 15,00 Uhr im Auditorium Platz zu nehmen wo Ralf Andree und Andreas Veltrup die Teilnehmer begrüßten und über den Ablauf des Festivals informierten. Der Abend auf der Fähre war dann noch sehr nett, denn wir haben uns noch lange mit Ralf und Andreas in gemütlicher Runde unterhalten.

Nach Ankunft in Oslo am nächsten Tag und einer unspektakulären Fahrt trafen wir dann endlich gegen 19.00 Uhr auf Hemnskjel ein. Thore, unser Vermieter begrüßte uns wie immer sehr freundlich. Dann noch Sachen ausladen, Pizza in den Ofen und die Ruten für den nächsten Tag klar machen. Gegen 23,00 Uhr ging es dann ins Bett und der eine oder andere träumte schon von den Dingen die da (hoffentlich) kommen sollten…!

 

Tag 1

Wie eigentlich immer wachte ich als erster auf und machte schon mal Kaffee. Nach und nach krabbelten die anderen aus den Betten. Frühstück war da bereits fertig…ich bin halt etwas ungeduldig…;-). Gegen 8,30 Uhr konnten wir dann starten. Wir hatten ausgemacht, dass Björn und Ulli ein Boot nehmen und Jens und ich das andere. Wir hatten uns für ein Extraboot entschieden, weil das Fischen so angenehmer ist und man einfach mehr Platz hat. Zudem kann man mit zwei Booten effektiver nach dem Fisch suchen. Die Boote, 21 Fuß lang und mit 50 PS motorisiert, sind mit 2-3 Personen ideal belegt. Zudem sind sie mit Echolot, GPS und Kartenplotter ausgestattet. Kurzerhand wurden die Boote auch noch getauft: „Boot A“ (das Team „auf Zack“) und „Boot B“ (das Team „Gemütlichkeit“).

Jens hatte das Boot A nach seiner Ersteinweisung schnell im Griff und so steuerten wir erstmal fischträchtige Stellen aus den Vorjahren an. Aber es war wie jedes Mal, die vermeintlichen Hotspots waren leer. Also blieb uns nichts anderes übrig als wieder den Fisch zu suchen. Ab und zu ein Dorsch, aber so richtig fanden wir die Fische nicht. Gut, mit Köhlern von 40-50 cm hätte man sich auf den Unterwasserbergen besacken können, aber das ist nicht unser Ding. So konnten wir zwar unser Abendessen zusammen fangen, aber für die Truhe blieb nicht viel übrig.

Tag 2

Wir hatten beschlossen in den Ostfjord zu fahren. Da der Süd/West-Wind doch etwas frischer wehte, wollten wir hier etwas ruhigere Bereiche befischen. Bei der letzten Tour hatten wir im Ostfjord prächtig gefangen und hofften nun auch auf ähnliche Ergebnisse.

Angefangen am Stolpnesklakken, einer markanten Erhebung im Ostfjord machte sich aber schnell Ernüchterung breit. Jens konnte einen mittelprächtigen Köhler erwischen, sonst war nichts. Also weiter zum Bustisund, wo eigentlich immer Fisch war. Leider war gerade Fluthöchststand, so dass kaum Bewegung im Wasser war. Also weiter in den Fjord hinein. Ein bisschen die tiefen Stellen abgeklappert, aber auch hier kaum außer einem guten Schellfisch nichts in die Kiste. Das Wetter wurde immer besser, die Sonne kam raus und der Fjord lag wie ein Spiegel vor uns. Boot B verabschiedete sich und wollte in der Heggstad-Bucht unter dem Wasserfall den Dorschen nachstellen. Boot A blieb hingegen im Fjord und verlagerte an die Landspitze Langneset. Auf 20-30 m Wassertiefe konnten dann auf kleine Gummifische auch die ersten Küchendorsche gelandet werden. Als die Bisse ausblieben, versuchten wir es dann in einer ruhigen Bucht direkt vor der Landspitze, Wassertiefe 6-10 m. Hier versuchten wir es vertikal mit Gummifischen und etwas schwereren Jigköpfen, die wir auf den steinigen Untergrund „klopften“. Plötzlich hatte Jens einen ordentlichen Biss und ein guter Dorsch von ca. 90cm kam ins Boot. Wir fingen dann in der nächsten Stunde ordentliche Dorsche von 70 – 95 cm mit dieser „Klopfermethode“. Wahrscheinlich suchten die Dorsche im flachen Wasser Krebse, die sie aus dem Tang pickten. Top war nämlich ein ca. 12cm rot-schwarzer Gummifisch am 60g Bleikopf. Andere Farben oder auch Pilker brachten jedenfalls keinen Erfolg. Nach einiger Zeit blieben die Bisse aus und wir beschlossen direkt am Bustisund zu fischen. Hier steigt der Untergrund von 80m am Fjordeingang auf bis zu 6m an um dann wieder rapide auf 50m abzufallen. Durch die Tide entsteht hier eine gewaltige Strömung, die viel Futter mit sich bringt. Allerdings war diesmal kaum Fisch unterwegs und so blieb es bei ein paar Küchendorschen. Boot B kam ebenfalls wieder zurück, sie hatten die Buchten im Ostfjord nach Dorsch und Pollack abgesucht aber keinen Erfolg gehabt. So fuhren wir gemeinsam zurück, da der Wind doch merklich aufgefrischt hatte. Das bekamen wir dann am Übergang zum Hemnefjord zu spüren und die Rückfahrt wurde ziemlich ruppig, also übernahmen die beiden Erfahrenen die Steuerung der Boote. Auf dem Heimweg klapperten wir noch zwei, drei Unterwasserberge ab, aber außer ein paar mittleren Köhlern war auch hier nichts zu holen. Immerhin konnten wir abends die ersten Filets in der Truhe verstauen.

Tag 3-5

Tja, an diesem Tag gab es nicht viel zu berichten. Der stramme Westwind ließ keine Ausfahrten z.B. Richtung Leksa oder Kraavagfjord zu. Kurze Zeitfenster mit weniger Wind wurden genutzt, um die Südseite von Hitra und Plätze in der Trondheimsleia anzufahren. Aber auch hier gab es keine nennenswerten Fänge. Ein paar Dorsche, Schellfische und Köhler in mittleren Größen kamen in die Kisten aber einen richtigen Hotspot hatten wir noch nicht gefunden. Das beste Ergebnis konnten wir etwas abseits eines Unterwasserberges verbuchen. Boot B fischte direkt auf dem 40 m Berg, konnte aber nur ein paar Kleinköhler fangen. Boot A driftete bis auf die 100 m Linie, um dann Speedpilken zu betreiben. Und hier stiegen dann auf die schnell geführten Pilker schöne Seelachse von 70 - 80 cm ein, die an der leichten Spinnrute einen prima Drill lieferten. Nach mehreren Driften war die Kiste voll und wir versuchten es gezielt mit Gummifischen in einer sandigen Rinne auf Heilbutt, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Einen Heilbutt Nachläufer konnte aber Boot B vermelden, als sich an einer eigentlich untypischen Stelle ein kleiner Dorsch den Pilker schnappte und von einem Heilbutt bis ans Boot verfolgt wurde allerdings ohne zuzupacken.

Abends wurden dann Einkäufe getätigt und bei Andreas im Laden vorbei geschaut um sich noch ein paar Tipps für die restlichen Tage zu holen, denn es sollte eine deutliche Wetterbesserung eintreten. Andreas berichtete, dass in den Imsterfjord Heringe gezogen waren mit guten Dorschen und Köhlern im Schlepptau. Unsere Nachbarn, die meistens in ruhigen Buchten Schellfische und z.T. stattliche Wittlinge fingen, wollten dann den nächsten Tag die gut dreiviertelstündige Anfahrt wagen weil der Wind fast einschlafen sollte. Bei diesen Bedingungen wollten wir aber erst einmal das intensive Tiefseefischen auf Leng und Lumb im Kravagfjord betreiben.

Tag 6

Früh aus den Federn, Blick aus dem Fenster – tatsächlich Ententeich. Also schnell gefrühstückt und raus aufs Wasser. Ziel war der Kravagfjord. Auf den Plateaus vor Nord-Leksa erhofften wir uns in rund 200m Wassertiefe den einen oder anderen Tiefseebewohner zu erwischen. Bei spiegelglatter See und herrlichem Sonnenschein, begleitet von Schweinswalen ging die Fahrt zuerst zum Arsgrunnen (Unterwasserberg vor Leksa) um Köderfische zu fangen. Da keine Heringe zu bekommen waren mussten Köhler herhalten die wir als Filets oder im Ganzen an den Systemen anbieten wollten. Das war auch schnell erledigt, denn diesen Unterwasserberg bevölkern eigentlich immer große Seelachsschwärme. Boot B begann auf einer Felsnase bei rund 140 m und konnte einen kleinen Lumb und leider mehrere Haie fangen. Boot A setzte mitten auf einem 180er Plateau an. Als die Köder den Grund erreichten zuckte es auch sogleich an der Rute. Bei Null Drift wurde es spannend. Waren das Haie oder etwas Anderes? Die Grundangelei ist für einen eingefleischten Spinnfischer, der es gewohnt ist den Anschlag sofort zu setzen, ein echtes Geduldsspiel. Es dauerte daher einige Zeit, bis wir den ersten Biss verwerten konnten. Was dann nach oben kam konnte sich sehen lassen. Ein dicker Lumb von knapp 90 cm und 8 kg Gewicht konnte ins Boot geholt werden. Dem folgten in den nächsten Driften noch weitere Lumbs derselben Kategorie. Boot B hatte sich inzwischen verabschiedet um in den Imsterfjord zu fahren. Sie hatten leider einige Abrisse und gaben deshalb frühzeitig auf. Boot A blieb im Kraavagfjord. Allerdings wurde die Drift immer stärker. Trotzdem konnte Jens in 250m Tiefe noch einen Leng von (nur) 95cm aber einem Gewicht von 9,5 kg fangen. Normal wäre bei diesem Gewicht eine Länge von ca. 120 – 130 cm gewesen – dieser Fisch ging in die Fangstatistik als „Kugelleng“ ein. 

Die Drift wurde dann so stark, dass wir selbst mit 1000g keinen Grundkontakt mehr bekamen und die Schnur schon fast waagerecht im Wasser hing. Also brachen wir das Unternehmen ab. Zudem frischte der Wind auf, so dass wir um Nord-Leksa herum in die etwas ruhigere Leia fuhren. Hier wollte es Jens noch mal in einem 300 m Loch versuchen. Er hatte auch Kontakt und pumpte etwas richtig Schweres hoch. Als nur noch rund 50 m Schnur im Wasser waren erschlaffte plötzlich die Schnur. Das Vorfach war am Haken gerissen. Wir warteten noch ein paar Minuten, denn durch die ausgedehnte Schwimmblase treiben viele Fische von alleine an die Oberfläche. Aber so sehr wir auch suchten, wir konnten nichts entdecken. Vielleicht war es aber auch nur ein altes Fischernetz gewesen? Wir trafen uns dann mit Boot B vor der Vingvagen-Bucht, um gemeinsam die Rückfahrt anzutreten. Björn und Ulli hatten den vorderen Bereich des Imsterfjordes befischt und konnten ein paar Dorsche und Schellfische fangen. Abends im Filetierhaus staunten wir nicht schlecht, denn unsere Nachbarn legten mehrere 10 kg+ Dorsche auf die Planken. Sie waren im Inneren des Imsterfjordes unterwegs und hatten die Kisten neben den Dorschen mit großen Schellfischen gefüllt. Ralf Andree kam um Fotos zu schießen. Der größte Dorsch brachte gut 12,5 kg auf die Waage und landete in der Gesamtwertung auf Platz 3. 

Tag 7

Das Wetter war wieder gut, also hieß heute unser Ziel ebenfalls: Imsterfjord! Da die Anfahrt doch sehr weit war beschlossen wir, den ganzen Tag dort zu verbringen. Im Fjord angekommen, fuhren wir fast bis zum Ende durch, da sich hier die Heringe aufhalten sollten. Allerdings konnten wir keinen Schwarm finden. Dennoch fingen wir mit Gummifischen und leichtem Geschirr einige bessere Dorsche aber keine „Kracher“. Als nichts mehr ging, teilten wir uns auf. Da sich der Fjord gabelte, nahm Boot B die linke Seite und Boot A die rechte Seite, beide aber mit wenig Erfolg. Also mussten wir weiter suchen. Schließlich fand Boot B im vorderen Teil des Fjordes eine Stelle, die von 100 m auf 50 m anstieg um dann auf der anderen Seite wieder langsam auf 100 m abzufallen. Hier fing Boot B auf kleine Pilker sehr gute Schellfische in ordentlicher Stückzahl. Boot A fischte etwas dichter am Ufer und konnte mit Gummifisch ein paar mittlere Dorsche fangen.

Tag 8

Das Wetter hielt sich, also wollten wir nochmal die Tiefsee erobern. Zudem sollten einige neue Stellen auf der Südseite von den Inseln Storfosa und Kraavag getestet werden. Aber erstmal hieß es wieder Köderfische besorgen. An der Brücke von Hemnskjel hält sich mitunter ein lokaler Heringsschwarm auf. Es waren auch Anzeigen auf dem Echolot die sich allerdings als 10cm Mini-Köhler entpuppten. Da die Drift richtig stark war, fuhren wir vorsichtig unter die Brücke und ließen uns dann in die Bucht treiben. Das Boot driftete aber so schnell, daher fischte nur noch einer und der andere hielt das Boot bei laufendem Motor über dem Schwarm. Nach genug Köderfische gefangen wurden ging es Richtung Kraavagfjord. Dort angekommen fuhren wir als erstes die Stellen von Tag 6 an. Leider war die Drift so stark, dass man nicht vernünftig fischen konnte. Also verlagerten wir und fuhren an der ehemaligen Gefängnisinsel Kraavag entlang. Dort versuchten wir an den steil abfallenden Kanten unser Glück auf große Köhler, was allerdings ebenso erfolglos blieb. Auch in den kleinen Buchten waren keine Fische zu finden. Noch ein paar Unterwasserberge abgeklappert, aber auch hier Fehlanzeige. Dem Jens juckte es schon in den Fingern den Hebel auf den Tisch zu legen und Offshore zu fahren. Ich konnte ihn, auf Grund der unsicheren Wetterlage, nur mit Mühe davon abhalten...;-). Also dümpelten wir so vor uns hin, bis die Flut fast ihren Höchststand erreicht hatte. Endlich konnten wir zurück auf unsere Leng- u. Lumbplätze. Boot B hatte aber keine Lust mehr zum Tiefseefischen und startete Richtung Imsterfjord. Boot A konnte noch ein paar Lumb`s fangen. Jetzt wollte es Jens wissen und versetzte das Boot auf 270 m. Die leichte Drift sollte uns dann auf 350 m bringen. Jens ließ es sich nicht nehmen seine „Geheimwaffe“ wie er es nannte, einzusetzen. In einem Angelshop (den ich noch verklagen werde, falls es Langzeitschäden geben sollte...;-) hatte er eine Tunke erworben. Das Zeug stank dermaßen, dass man schon grün im Gesicht wurde als er es nur aus seinem Koffer holte. Nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte, war Jens schon dabei sein Köhlerfilet zu pimpen. Trotz meinem Hinweis, dass sogar die Möwen das Weite gesucht hatten ließ er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Ein paar Spritzer gingen daneben und tropften auf den Boden des Bootes. Mich hätte es nicht gewundert, wenn es ein Zischen gegeben und sich das Zeug durch das Alu gefressen hätte..;-)! Ich hatte inzwischen das Angeln eingestellt und beobachtete Jens, sofern das mit den Tränen in den Augen möglich war. Er schickte sein Vorfach auf die lange Reise zum Grund und die Luft wurde tatsächlich etwas besser. Nun denn, nach fast einer halben Stunde erbarmte sich ein kleiner Fleckhai, wahrscheinlich mit fehlendem Geruchs- u. Geschmackssinn, und blieb hängen. „Geht doch“ war sein trockener Kommentar. Zu einem zweiten Versuch kam es Gott sei Dank nicht mehr, denn auf einmal hörte man ein bedrohliches Rauschen. Wie aus dem Nichts kam Wind auf, starker Wind. Binnen einer Minute von Windstille auf ne glatte 4-5 Bft (das ist kein Scherz). Bloß weg! Gerade noch rechtzeitig erreichten wir Süd-Leksa. Der Wind war hier noch erträglich. Also versuchten wir es nochmal gezielt auf Heilbutt. Vor Süd-Leksa gibt es mehrere sandige Abschnitte mit Wassertiefen zwischen 10 und 35 m. Hier wurden in der Vergangenheit schon öfter gute Heilbutte gefangen. Also stabiles Gerät aufgebaut, größere Gummifische montiert und runter damit. Dreimal auf den Grund aufschlagen lassen und langsam einkurbeln. War der Gummifisch unterm Boot, ging es wieder auf Tauchstation. So ging es ca. eine halbe Stunde. Als Jens seinen Gummifisch mal wieder am Boot hatte stockte mir der Atem. Ein guter Heilbutt, als Nachläufer dicht hinter seinem Köder. Leider packte er nicht zu und zog ganz gemächlich unter dem Boot durch. Das spornt für das nächste Mal noch mehr an. Leider mussten wir zurück, denn der Wind wurde auch hier stärker. Boot B kam auch sicher mit einer gut gefüllten Kiste an Schellfischen und Dorschen an den Steg zurück.

Tag 9

Vorletzter Tag. Der Wind blies konstant aus West und Regenschauer gesellten sich dazu. Was machen? Schließlich fiel die Entscheidung: Wir versuchen es noch mal im Imsterfjord. Ich hatte von Anfang an ein mulmiges Gefühl aber bei diesem Wellengang waren wir schließlich auch im Ostfjord unterwegs gewesen. Nur der liegt einigermaßen geschützt und hier mussten wir auf die offene Leia. Es dauerte zwar etwas länger, aber es ging. Nach knapp einer Stunde waren wir da. Wieder bei der Kante angesetzt und schon waren die Ruten krumm. Schellfische, Dorsche und kleinere Lengs packen sich die Pilker. Doch der Wind wurde auch hier immer heftiger. Boot B versuchte es weiter unter Land und Boot A fuhr noch mal zum Fjordende und klapperte einige andere Stellen ab. Aber so richtig kamen wir nicht zum Zuge. Als wir zum Boot B zurück kehrten, hatten sie schon die Kiste fast voll. Björn hatte anscheinend etwas Größeres am Band und konnte nach einigen Minuten einen Dorsch von 9,5 kg und 98 cm auf die Planken legen. Immerhin der größte Dorsch unserer Tour. Ulli ließ sich nicht lange bitten und legte kurz hintereinander zwei Köhler der 85 cm Klasse nach. Da waren wir baff und versuchen unser Glück an einer Untiefenstange. Aber etwas Besseres konnten wir nicht mehr erwischen. Inzwischen drückte der Wind die Wellen immer stärker in den Fjord. Ich drängte  zur Abfahrt, denn mich beschlich ein ungutes Gefühl. Am Fjordeingang, wo es raus auf die Leia ging, bestätigte sich das ungute Gefühl. Richtig hohe Wellen und Starkwind. Eine Kreuzsee vom Feinsten. Die Strömung drückte durch die Leia und vom Kravaagfjord kam ein starker Westwind. Langgezogene Wellen gehen ja noch und dürfen auch ruhig höher ausfallen, aber hier hatten wir kurze, 2-3m hohe Wellen. 

In einiger Entfernung sahen wir ein Boot über die Wellen hüpfen. Wir beobachteten das vorbeiziehende Boot und sondierten genau die Lage. Wir waren uns aber schnell einig, dass unsere Boote den Wellengang schaffen und so starteten wir die Heimfahrt. Zudem gab es noch die Möglichkeit notfalls in die Vingvagenbucht auszuweichen. Boot A fuhr vorweg weil es mit seinen 21 Fuß etwas größer und schwerer war als Boot B mit 19 Fuß. So „ebneten“ wir die Wellen etwas für das kleinere Boot. Am Steuer standen wieder Björn und ich, weil wir doch mehr Erfahrung haben als unsere Bootspartner. Aber bei so was sind wir auch noch nicht gefahren und ich hatte zwischenzeitlich echt weiche Knie. Wir mussten nach Süden, die Wellen drücken aus Westen. Also blieb nichts anderes übrig, als halb schräg in die Welle zu fahren. Wären wir stur geradeaus gefahren, hätten uns die Wellen mit voller Breitseite erwischt. Mehrmals wurden wir durchgeschüttelt. Aber letztendlich ging alles gut und nach fast 2 Std. erreichten wir den Steg. Völlig durchnässt aber spürbar erleichtert genehmigten wir uns erst mal ein Bier und eine Zigarette. Dann wich erst die Anspannung es wurde noch ein schöner Abend.

Tag 10

Letzter Tag. Wir haben erst einmal ausgeschlafen. Ich war zwar um 7,30 Uhr wach, aber als ich den Wind ums Haus heulen hörte, drehte ich mich ganz schnell wieder um. Später haben wir gemütlich gefrühstückt und dem waagerecht am Fenster vorbei fliegenden Regen zugeschaut.

Heute wäre zwar noch ein ganzer Tag zum Fischen gewesen denn erst nachts um drei Uhr war  Abreise angesagt. Allerdings war irgendwie die Luft raus, angesichts des miesen Wetters. So entschied sich Ulli noch mal fürs Bett und Björn wollte sein Gerät säubern und Tasche packen. Gegen Mittag ließ der Regen langsam nach und Jens und ich brauchten nur einen Blickkontakt: Ja, wir fahren noch mal raus. Am Steg stand einer unserer Nachbarn und versuchte es mit der Spinnrute. Seine Truppe wollte auch nicht mehr raus aber er war wohl ähnlich angefixt wie Jens und ich. Also luden wir ihn kurzerhand auf unser Boot ein. Von Andreas hatten wir eingefrorene Heringe geschenkt bekommen. So wollten Jens und ich wenigstens einmal unsere Giant Baitheads mit Hering ausprobieren. Vielleicht ließ sich ja doch noch ein Heilbutt zum Landgang überreden. Aber der Wind und die Drift waren so stark, dass kein vernünftiges Fischen möglich war. Immerhin konnte unser Mitstreiter noch einen schönen Dorsch fangen. Gegen 16,00 Uhr stellten wir dann das Angeln ein. Boot sauber machen, Ruten und Rollen einpacken und Auto beladen war angesagt. So ging der Urlaub zu Ende und um 22,30 Uhr lagen alle im Bett, denn der Wecker sollte um 2,00 Uhr schon wieder klingeln.

Tag 11

Um 2,30 Uhr war Abfahrt angesagt. Wir hielten noch kurz bei Andreas an und Jens warf seinen Wertungszettel in den Briefkasten (die anderen gaben keine Wertungszettel ab). Dann ging es Richtung Oslo. Ich habe noch nie soviel Rotwild am Straßenrand gesehen wie in dieser Nacht. Aber es ging alles gut, keines der Tiere lief vor das Auto.

Bereits um 11,45 Uhr kamen wir am Colorline-Terminal an und stellten uns in die Warteschlange. Als wir dann endlich auf dem Schiff waren ging es gleich auf das Sonnendeck denn wir hatten herrliches Wetter. So erlebten wir eine perfekte Ausfahrt aus dem Oslofjord. Um 16,00 Uhr war dann die Preisverleihung angesagt. Auwa Tiemann, bekannt aus der DMAX-Sendung fish & fun führte durch die Veranstaltung. Nun ja, ich bin kein großer Freund von ihm, aber er hat das ganz ordentlich und mit viel Spaß gemacht. Jens gewann sogar in der Kategorie „besonderer Fisch“ mit seinem „Kugel-Leng“ tatsächlich einen der Sachpreise. So konnte er sich über eine neue Rute und ein Foto freuen. Anschließend wurde der größte Dorsch prämiert, der immerhin 17,45 kg auf die Waage brachte. Hierfür gab es 10.000,- € in bar.

Die Bilder gibt es auch unter http://www.andrees-angelreisen.de/community/galerie-top-faenge/galerie-top-faenge-details/items/11.html.

Anschließend gab es noch eine große Tombola, deren Erlös verwendet wird um behinderten Menschen das Angeln in Norwegen zu ermöglichen. Sie fahren mit ihren Betreuern eine Woche zu Andreas in das Vingvagen-Fishing-Camp. Es wurde dann noch das Scandinavische Buffet genossen und der Abend mit Fachgesprächen im Irish Pub besiegelt. Am nächsten Morgen legten wir pünktlich um 10,00 Uhr in Kiel an. Wie es mittlerweile schon Tradition ist, trafen wir uns abends noch zum gemeinschaftlichen Grillen und ließen den Urlaub beim einem oder anderen Weizen ausklingen.

Am nächsten Morgen nahm ich Kontakt mit AA auf und reservierte die Wohnung Skansen 1 für die nächsten 7 Jahre…! ;-)))

Hier geht es zu den Bildern:

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