Die Idee reifte daraufhin in unseren Köpfen, nur stellte sich uns schnell die Frage: „Wohin sollen wir denn fahren“? Mark hatte einige Angelberichte in diversen Angelmagazinen über die „Meeresangelei in Norwegen“ (insbesondere auf der Insel „Hitra“) gelesen und schwärmte nun dauernd von „großen Fischen“…! Da Mark und ich schon ein wenig „Meeresangelerfahrung“ von diversen Nordsee- und Ostseeurlauben mit Strand- und Kutterangelei auf Hornhecht, Plattfisch und Makrele hatten, konnten wir die beiden Anderen schnell von diesem Vorhaben überzeugen.
Etwas später wurde dann bei einem Angelreisen-Anbieter namens „Andrees-Angelreisen“ eine Angelreise an die Trondheimsleia in Norwegen für das nächste Jahr gebucht. Voller Vorfreude wurden die nächsten Monate das „nötige Gerät“ (schwere 30-50 lbs Ruten, 30er geflochtene Schnur, Multirollen, Pilker und Gummimakks in allen Farben und Größen), gekauft und alle möglichen Informationen über die Angelei in Norwegen gelesen.
Im Juni 2001 ging es dann endlich los. Für uns absolute Norwegen-Neulinge ging es erst einmal nach Kiel auf die „Kronprinz Harald“, einem „Riesenpott“…aus unserer Sicht! Zunächst hieß es unsere Kabine beziehen und wir wunderten uns doch, wie klein so eine Kabine auf so einem großen einem Schiff sein kann….! Danach ging es zum Fischbuffet, was wir herzlich genossen! Am frühen Morgen danach staunten wir nicht schlecht, als wir an Deck gingen…! Wir fuhren gerade in den Oslofjord hinein und unsere Augen wurden, wegen der wunderschönen Fjordwelt, immer größer und größer. Wo waren wir denn hier gelandet? Das war ja eine traumhafte Gegend…! Wir kannten so etwas ja bisher nur aus dem TV.
Nachdem wir uns mit einer Straßenkarte das erste Mal mit dem Auto durch Oslo gekämpft hatten…ging es, dank der guten Beschreibung von Andrees Angelreisen, ab auf die E6 Richtung Trondheim. Die Fahrt war für uns schon ziemlich ungewohnt, kannten wir doch andere Geschwindigkeiten aus Deutschland…! So zogen sich die rund 650 km bei 80-90 km/h…scheinbar endlos dahin, allerdings kamen wir dabei teilweise aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Landschaft entschädigte uns für die ganzen Strapazen ein ums andere Mal…!
Gegen Abend (19.30 Uhr) trafen wir dann in Vingvagen bei Andreas Veltrup, unserem Betreuer von Andrees-Angelreisen, ein. Er gab uns den Anfahrtsweg zum Haus „Hassel“. Wir machten uns gleich auf den Weg und trafen auch nur kurze Zeit später dort ein. Frau Hassel empfing uns, halb mit Englisch, halb mit gebrochenem Deutsch, recht freundlich und zeigte uns die Wohnung. Für uns reichte sie vollkommen aus, was uns nur „spanisch“ vorkam, war das braune Wasser, was aus den Leitungen kam. Wir hatten zuvor gehört, dass das Wasser in Norwegen direkt aus den Bergen kommt und sehr eisenhaltig ist, also kochten wir das Wasser vorsichtshalber ab (was wir später aber dann doch sein ließen). Das Waschen im Bad und das Kaffeekochen morgens war dann aber doch etwas komisch mit dieser „Brühe“. Unsere Sorgen waren aber völlig unbegründet, was uns Andreas Veltrup, der am nächsten Morgen zur Bootseinweisung rüber kam, noch einmal bestätigte.
Andreas zeigte uns am ersten Angeltag zunächst die Boote und wie man diese fährt! Einigermaßen schnell hatten wir dann auch den Dreh raus und er erläuterte uns dann noch ein paar fängige Montagen zum Angeln. Diese bestanden aus einem sehr langen Mono-Vorfach mit 5 – 7 Makks (rot und weiß) je im Abstand von zwei Metern zueinander und einem Pilker als Gewicht. So fuhren wir erst einmal vor den Fjord und ließen die Vorfächer an unseren 50 lbs-Ruten und dicker 30er geflochtener Schnur auf einer schweren Multi (welch ein Unterschied zur heutigen Zeit) hinab. Erst einmal hatten wir keinen Erfolg mit dem ewigen heben und senken der Ruten. Nach ca. einer Stunde gab es dann bei Matthias (Matze) einen Ruck in der Rute…! Er pumpte unter relativ großer Kraftanstrengung einen Seelachs (Köhler) nach oben…ca. 70cm groß, gebissen auf einem roten Gummimakk. Die Freude war natürlich groß und so konnten wir jeder an diesem Tag den einen oder anderen Fisch aus dem Wasser befördern.
In den nächsten Tagen ließen wir uns vor dem Fjord mit dem Boot nieder und drifteten immer auf das Ufer zu. Wir fingen jeden Tag unseren Fisch (Köhler, Pollack, Dorsch und Wittlinge), der dann auf dem Filetiertisch am Steg mehr oder weniger „fachgerecht“ verarbeitet wurde. Das Wetter zeigte sich in der gesamten Zeit tagsüber ziemlich regnerisch, windig und kalt (6 - 10 Grad) was uns ab und zu einen nassen A…bescherte (Floatinganzug usw. gab es damals noch nicht, bzw. war uns nicht bekannt). Wir hatten nur unsere Regenklamotten vom Süsswasserangeln in heimischen Gefilden dabei und trugen auf den 16 ft / 10 PS Booten dazu eine Rettungsweste. Abends klarte es dann aber meistens auf und die herrliche Mitternachtssonne (ebenfalls neu für uns) tauchte den kleinen Hausfjord in ein wunderschönes Rot-Orange. Wir verbrachten einige Abende auf der Terrasse oder unten am Steg, wobei wir manchmal auch eine kleine Naturköderrute ins Wasser schmissen und so einige kleine Wittlinge und Pollacks fangen konnten! Ich glaube diese Abende an den ruhigen Fjord waren es dann auch, die unsere Leidenschaft für dieses Land endgültig weckten – einfach herrlich! So ging Tag für Tag vorbei und ehe man sich versah war der Urlaub schon wieder vorbei.
Auf der Rückfahrt, war es teilweise recht still im Auto und man verarbeitete erst einmal die ganzen Eindrücke, die man gesammelt hatte. Matze hatte in diesem Urlaub den größten Fisch gefangen, einen Köhler von knapp einem Meter…es waren für uns wirklich die „großen Fische“ die wir erwartet hatten und der erste Norwegen-Angelurlaub war mehr als gelungen. Auf der Rückfähre von Oslo nach Dänemark waren wir uns einig dass wir mit Sicherheit nicht das letzte Mal in Norwegen waren. (Allerdings sollte die nächste Tour, aufgrund der unterschiedlichen Studiumszeiten der vier Teilnehmer noch knappe 6 Jahre auf sich warten lassen…was sich später rausstellte). Im Großen und Ganzen hatten wir das „Abenteuer Norwegenangeln“ ins Herz geschlossen und fortan wurden alle Informationen über diese Fischerei von uns „gierig aufgesogen“…für uns stand fest: Norwegen wir kommen wieder!!!
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