Die Schnur fürs Fliegenfischen besteht im Aufbau aus dem “Backing”, der “Fliegen-Hauptschnur“ (WF, DT, usw. - siehe Rubrik "Fliegenschnüre"), dem Vorfach und der Vorfachspitze ("Tippet")!
Das „Backing“ oder „Nachschnur“ besteht meist aus einer geflochtenen Schnur aus mehreren starken Kunststofffasern. Diese Kunststofffasern sind sehr dehnungsarm und werden im Herstellungsprozess rund zusammen geflochten. Das Backing wird danach mit einer Versiegelung gegen eindringendes Wasser versehen. Sie dient hauptsächlich als „Schnurreserve“, falls ein starker Fisch einmal die komplette Hauptschnur von der Rolle zieht, was aber zugegebener Maßen im Süßwasser eher sehr selten vorkommt. Im Süßwasser und den unteren Schnurklassen braucht man das Backing meist nur um den Rollenkern aufzufüttern, damit die Hauptschnur nicht in so engen Klängen auf der Rolle liegt (verhindert ein Verdrallen der Schnur). Wenige Meter Nachschnur reichen dann im Normalfall völlig aus. Im Salzwasser, wenn großen Räubern nachgestellt wird, benötigt man dagegen sehr wohl genügend Backing als Reserve. 100 – 150 m sind gerade in den tropischen Regionen nicht zu viel! Geflochtenes Backing ist nicht sehr teuer, daher gilt „lieber ein bisschen mehr, als zu wenig aufspulen..!“. Natürlich aber nur so viel, damit die Hauptschnur und das Vorfach noch genügend Platz auf der Rolle hat.
Das „Vorfach“ an der Hauptschnur ist in erster Linie für das saubere Ablegen der Fliege verantwortlich. Daher werden bevorzugt konisch verjüngte Mono-Schnüre verwendet. Durch die Verjüngung zur Spitze hin wird erreicht, dass das Vorfach beim Wurf sauber und gleichmäßig abrollt und so die Fliege sanft auf der Wasseroberfläche auftrifft.
Verjüngte, knotenlos gezogene Vorfächer sind allerdings verhältnismäßig teuer. Viele Fliegenfischer gehen daher einen kostengünstigeren Weg und binden sich ihre Vorfächer aus unterschiedlich dicken Schnurteilen selbst zusammen. Diese „geknoteten“ Vorfächer aus 5-6 Schnurstücken verschiedener Durchmesser haben aber einen großen Nachteil – sie haben Knoten!!! Knoten sind Schwachstellen und die Schnur verfängt sich häufiger einmal beim Abrollen (gerade bei Wind) ... oder Algen bleiben an ihnen hängen! Im Internet gibt es viele Anleitungen zum selber Binden von Vorfächern. Wer ein Vorfach selber binden möchte, einfach einmal eine Suchmaschine bemühen.
Gezogene Vorfächer haben viele Vorteile gegenüber der geknoteten Variante. Es bleibt nichts an Knoten hängen und das Vorfach hat kaum Schwachpunkte. Ein solches Vorfach rollt zudem wesentlich gleichmäßiger ab, als ein geknotetes Vorfach. Wer es sich also leisten kann kauft sich ein knotenlos, verjüngtes Vorfach (kostet mal eben so um die 5,-€ pro Stück). Damit das „Luxusvorfach“ nicht bei jedem Fliegenwechsel durch das anknoten der Fliege immer kürzer wird, wird das Vorfach vorne an der Spitze nochmals verlängert. Meist kommt ein kurzes „Verbrauchsstück“ (z.B. 20-50cm unsichtbares Fluocarbon) zum Einsatz, welches entweder direkt an die Vorfachspitze geknotet oder per Pitzenbauerring (ein kleiner Metallring) angebunden wird. Fluocarbon lässt sich in dünnen Stärken nicht gut mit einer monofilen Schnur verknoten, daher verwendet man häufig diese kleinen Ringe. Das hat auch den Vorteil, dass das eigentliche Vorfach nie kürzer wird und man immer neue "Verbrauchsstücke" anbinden kann.
Fliegen-Vorfächer werden in der Länge mit „ft“ angegeben und mit einem „X-Code“ bezeichnet. Der X-Code beschreibt die Spitzendicke („Tippet“) wo die Fliege angebunden wird und das Ende („Butt“) wo die Schlaufe zum Einschlaufen an die Hauptschnur angebracht wird - siehe Tabelle:
(Tabelle zum Vergrößern bitte anklicken)
Die Vorfachlänge wählt man immer situationsbedingt aus. Wenn das Wasser trüb ist, reichen kurze Vorfachlängen um die 2 m (in kleinen unzugänglichen Bächen z.B. auch mal nur 1m ). Je klarer das Wasser ist, desto länger muss das Vorfach sein um die Scheuchwirkung der dicken Hauptschnur zu reduzieren. Vorfachlängen von über 4m sind dann nicht unüblich. Je länger das Vorfach aber ist, umso schwieriger ist allerdings auch das Vorfach sauber abzulegen – gerade bei Wind! Eine durchschnittlich gute Wurfperformance erreicht man mit Vorfächern in Rutenlänge. Nach dieser „Faustregel“ (Rutenlänge = Vorfachlänge) werden z.B. auch schon fertige verjüngte Vorfächer im Handel angeboten.
(Tabelle zum Vergrößern bitte anklicken)
Und was sind Polyleader? Ein Polyleader ist eine Art zweites Vorfach. Er wird zwischen einem kurzen Stück monofilen Vorfach (z.B. Fluocarbon) und der Hauptschnur angeknotet. Polyleader ermöglichen dem Fliegenfischer eine gewisse Flexibilität um schnell auf unterschiedliche Gewässersituationen reagieren zu können. Polyleader gibt es in verschiedenen Längen und schwimmenden bzw. sinkenden Ausführungen.
floating = schwimmend
hover = extra leicht sinkend
intermediate = leicht sinkend
slow sinking = langsam sinkend
fast sinking = schnell sinkend
super fast sinking = extra schnell sinkend
ultra fast sinking = ultra schnell sinkend
Je nach Herstellervorgaben (die natürlich wieder unterschiedlich sind) werden die Polyleader in verschiedenen Sinkraten (Sekunden pro Tiefenmeter) angegeben. Die Farbe zeigt ebenfalls die Sinkraten an…je dunkler, desto tiefer sinkt der Polyleader ein.
Sinkende Polyleader lassen sich aber wiederum auch nicht sehr gut werfen, daher wird auch das restliche Vorfach (die Spitze) so kurz wie möglich eingesetzt.